Birli, Blänggli, Brand

Birli, im Birli
Der Flurname Birli lässt an Birnen denken, an einen Platz, wo einst Birnbäume standen. Das passende Dialektwort wäre dann aber «es Bireli», eine kleine Birne. Die Sammlung Walch kennt im ganzen Kanton keinen einzigen Flurnamen, der sich auf Birnen oder Birnbäume bezieht. Einzig der Name des bei der Schlacht bei Näfels gefallenen «Rüdi under dem Birboum» weist auf einen solchen hin.
Mit Birnen hat der Flurname Birli wohl nicht zu tun. Das Idiotikon hilft weiter: Ein Birli ist ein Haufen aufgeschichteten, halbdürren Heus, eine Tschoche also. Mittelhochdeutsch birling meint einen Heuhaufen, birligen heisst Haufen machen. Im Birli, einer Wiese oberhalb des Grund, wurde also früher das Heu zum Trocknen zu Tschochen aufgeschichtet. Im Wort steckt das mittelhochdeutsche Verb bern = tragen. Getragen oder zusammengetragen wird eben das Heu; gemeint ist ursprünglich die Menge Heu, die ein Mann tragen kann.
Auch im Flurnamen i de Rune, der ein Waldstück auf 1680 Metern im Üblisserwald bezeichnet, steckt eine Mengenangabe. Eine Rune, von mhd. rune = umgefallener, abgegangener Baum, ist eine Ladung Heu oder Holz, welche auf Ästen zu Tal geschleift wurde. Man sagt z.T. heute noch «e Runete Holz», «e Runete Escht», d.h. so viel, wie einer schleifen kann. I de Rune wurden vermutlich die Holz- oder Heu-’Portionen’ für den Transport ins Tal bereitgestellt.
Heuet-Flurnamen in Engi, die man heute noch versteht, sind u.a.: Heubüel, Heueggli, Heuplangge, Heustogg, Wildheugäde und im Maad von Mittelhochdeutsch mad = Gebiet, wo das Gras gemäht wird (Heuwiese im Schlatt).
Heustöcke, die man als Futtervorrat stehen lässt, heissen Tristen, von Althochdeutsch dreskan = dreschen – ursprünglich waren das also aufgeschichtete Garbenbündel. Auf dem Tristelbode auf Mülibach Oberstafel hat man wohl das Wildheu so gelagert.
Blänggli
Ds Blänggli liegt unterhalb der mittlere Chämm auf der Mülibachalp in steilem, rutschigem Gelände, es heisst deshalb auch im böse Blänggli.
Der Name Plänggli/Plangge ist in den Alpen häufig anzutreffen.
Er bedeutet steile Grashalde, Steilhang, von Lateinisch planca = Brett. Auf dem Gemeindegebiet von Engi findet man u.a. die Erleblangge, Fugblangge, Heublangge, Hübeliblangge und ds Hüenderblänggli.
Brand
Brand bezeichnet ehemals durch Brandrodung gewonnenes Land. Die Heuwiese Brand liegt auf 1100 Metern, über der Gfellplangge. Sie wird heute noch gemäht, die Heubündel werden an einem Heuseil über die Altstafelruus zur Herrenegg transportiert. Mit Brand bezeichnete Stellen findet man an steilen, schlecht zugänglichen Orten (Gfell = Gefälle, steiler Abhang), wo andere Rodungsarten zu aufwändig gewesen wären. In Matt, am Eingang ins Chrauchtal, liegt eine Rodungsinsel Brandegg auf 1114 Meter.

Weitere Rodungsnamen in Engi sind Rüti, Schwamm und Stöggeberg. Eine Rüti ist gerodetes, gereutetes Land. Hier wurden die Bäume gefällt und die Wurzelstöcke entfernt. Man findet Rütenen in unmittelbarer Nähe einer Siedlung. So liegen in Engi die Rüti, Rütiweid, Oberrüti, Oberrüteli genannten Fluren auf etwa 800 bis 900 Metern. Auch die Grütchöpf oberhalb des Blattebergs und das Grütsch oberhalb des Büel auf 830 Metern gehören wahrscheinlich dazu.
In der Nähe von Alpen, ab über 1300 Metern bis hinauf zur Waldgrenze, findet man gerodete Flächen mit der Bezeichnung Schwamm. Ein Schwamm (von schwämmen, schwenden = zum Verschwinden bringen) ist ein abgestorbener Baumstamm, dem die Rinde unten abgeschält wurde. Die Älpler benutzten diese Rodungsform, um nach und nach die Weideflächen zu vergrössern. Das Holz werden sie zum Zäunen gebraucht oder in der Hütte verfeuert haben.
Der Alpbrief von 1416 (Mülibach) regelt eine Schwendpflicht. Im 19. Jahrhundert wurde dann zum Schutz des Waldes das Schwenden verboten. In Engi haben die Alpen Chräuel, Gams und Fittere ihren Schwamm oder ein Schwämmli.
Die gleiche Rodungsform führte andernorts zu Flurnamen wie Schwanden, Schwendi, Schwändeli. Bei den Schwammnamen vermuten Sprachkundler romanischen Einfluss: In romanischem Munde wurde –nd- zu –mm- verschmolzen.
Die Stöggeberg sind heute mehrere Bergliegenschaften über dem Schlatt (Schlatt = Abhang) auf etwa 1200 Metern. Das Gebiet Wyde hiess früher in den Wydenstöcken. Stögg sind die stehen gebliebenen Baumstrünke, aber auch die gerodeten Stellen selbst.
Weiter: Chreuel, Chugelris, DiggewaldBeiträge in dieser Serie
- Engi von A bis Z
- Ängi
- Birli, Blänggli, Brand
- Chreuel, Chugelris, Diggewald
- Erlewüschi, Figebaumbödeli, Fürte
- Fuhr, Girestei, Hübel