Erlewüschi, Figebaumbödeli, Fürte
Erlewüschi
Nach dem Alpabzug kann man sich im Tal am Geläute der Kuhglocken erfreuen. Nun ist aber seit ein paar Jahren im Herbst ein neues, weniger angenehmes Geräusch zu vernehmen: Das Heulen der Laubbläser. Strassenarbeiter blasen mit ihnen das Laub von den Strassen, Landwirte sammeln damit Laub zusammen und transportieren es mit dem Ladewagen zum Stall, wo es wie früher als kostenlose Einstreue benutzt wird.
Nur musste man früher das Laub von Hand zusammenrechen oder eben – «wüschen»; man füllte damit auch die als Matratzen dienenden Laubsäcke. Die Flurnamen Fuhrwüschi, Chleigädeliwüschi und Erlewüschi deuten auf diese Tätigkeit hin und auf den Ort, wo sie ausgeübt wurde. Auch im Streuiloch wurde Laub für die Einstreue gesammelt und im Gschtrupfte Zug rechte man Laub und Farnkräuter mit einem speziellen Schtrupfrechen, welcher runde, geschlossene Metallzähne hatte, herunter.
Auch andere Arbeitsplätze im Gelände finden sich in Flurnamen wieder: Am Brännerstutz wurde Harz gebrannt (d.h. aus dem Holz herausgesotten), in der Cholgruebe und auf dem Cholbödeli standen Kohlenmeiler, und im Chalchofe wurde Kalk gebrannt. Am Gipsgrat wurde Gips gegraben, im Chriideloch (Stollen im Blatteberg) Schiefer gebrochen, aus dem man «Kreiden», also Griffel, herstellte, und im Schaberhüsli wurden Schieferstücke zu solchen geschabt und geschliffen. Auf dem Tüchelbödeli hat man wohl Tüchel (ausgebohrte Baumstämme, Wasserröhren aus Holz) oder zum Ausbohren geeignete Stämme gelagert, beim Dröschtenn Korn gedroschen und auf dem Netzrichtibödeli die Heunetze ausgelegt.
Figebaumbödeli, Figebaumwäldli
Es gibt und gab keine Feigenbäume in Engi! In einem alten Alpvertrag steht «bei den veigen Bäumen». Das mittelhochdeutsche Wort veige ist ein Adjektiv und bedeutet «todgeweiht». Die Bäume waren also krank oder zum Fällen bestimmt. Das Figebaumbödeli und das Figebaumwäldli liegen auf 1415 Metern zwischen Altstafel- und Speicheruus. Gut möglich, dass die Lage zwischen zwei Lawinenzügen - die unterhalb liegende Weide heisst ja Lauibode - für das Wachstum der Bäume nicht optimal war und ist.
Viele Flurnamen weisen auf Bäume hin, die gerodet worden sind oder die an dieser Stelle häufig vorkommen. Buechwald, Chriesbaumblangge, Erlebode, Lindeberg und Wydebüchel sind Namen, die man auch heute noch gut versteht; erklären muss man vielleicht Birchechopf (Birke), Elmeli (Ulme), Salestutz (Salweide) und Wieleschegg (Eberesche, Vogelbeerbaum).
Im Fürte
Wohl jedes deutschsprachige Land hat eine Stadt oder einen Ort, der mit «Furt» gebildet ist: Frankfurt, Klagenfurt, Stettfurt. In England heissen solche Orte z.B. Herford, Oxford. Auch Engi hat seinen Furt-Namen. Im Fürte heisst eine Stelle an der Speicheruus auf 1090 Metern, oberhalb des Färebode. Hier benutzte man, bevor die Schlattstrasse mit den Brücken gebaut wurde, den natürlichen Übergang über die Runse. Althochdeutsch furt (Englisch: ford) meint eine durchfahrbare Stelle eines Gewässers, einen natürlichen Übergang.
Künstlich erstellte Übergänge heissen –brugg oder –steg: Ängibrugg, Erlebrugg, Üblibrugg; Geisssteg, Lutzisteg, Tobelsteg.
Oberhalb des Fürte, auch an der Speicheruus, liegt auf 1180 Metern der Wageplatz. Er hat seinen Namen vom schweizerdeutschen Wag = Wasserwirbel, eine Stelle, wo in einem Bach das Wasser gegen Steine prallt, wie es das an dieser Stelle in der Speicheruus auch tut. Der Name wurde später umgedeutet in Wage = Wagen, in einen Platz, wo die Heuwagen, heute die Autos abgestellt werden.
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