Fuhr, Girestei, Hübel

Fuhr
Fuhr ist einer der Flurnamen von Engi, die schon im Säckinger Urbar (um 1350) erwähnt werden: «Ab enen furen ze engi I Schaf». In diesem Urbar sind die Abgaben aufgelistet, welche die säckingischen Güter im Glarnerland dem süddeutschen Benediktinerinnenkloster am Rhein zu entrichten hatten.
Fuhr bedeutet Furche, aber auch Abhang, Rand. Die heutige Fuhr, «uf der Fuhr», liegt über dem im Gelände noch gut erkennbaren ehemaligen «Bord» des Mülibach.
Von den rund sechzig im Urbar erwähnten Gütern «usser Serniftal» sind einige mit ziemlicher Sicherheit Engi zuzuordnen: Von übelen öwe (Üblital), ab Sunnenberge (Sunneberg), ab der underen egge (Unteregg), von Loeffelingen (Löffligeberg), usser einem bifange (Bifang), usser einem büele (Büel), von Malis Hofstatt (Malisand), von Mattebrunne (Mattbrunne).
Auch die Namen Chloschtermur und Chloschterruus könnten möglicherweise aus säckingischer Zeit stammen. Die Chloschtermur ist eine ehemalige Mauer auf 1330m am Gufelstogg, welche wahrscheinlich den Heubezirk vom Alpbereich trennte. Die Chloschterruus fliesst vom Altmäberg Richtung Mattsite. Hier soll der Sage nach ein «Chlöschterli» gestanden haben. Am Gufelstogg sowie im Gebiet Mattsite lagen säckingische Güter.
Fuhr
Steine gibt es im Sernftal noch und noch. Die grösseren dienten der Orientierung, als Ausgucke oder als Raststellen und haben deshalb einen Namen erhalten. Der Girestei ist ein markanter Stein im Gebiet Bifang, auf 900 Metern. Vielleicht hatte hier einmal ein Geier («gir» bedeutet Geier) seinen Nist- oder Landeplatz.
Man kann sich bei den meisten Steinnamen gut vorstellen, was zur Benennung geführt hat: Aterestei («Atere» von Ottern, Nattern), Bärestei, Beeristei, Fürstei, Gigerstei, Hasestei, Kaffistei, Malerstei, Rinderstei, Rittstei, Schäferstei, Schafstei, Sunnestei, Wasserstei, Zabedstei, bi ds Annelis Stei, bi de ängge Steine, ds Eggthese Wildheustei.
Steine für den Strassenbau wurden im alte und im nüe Steibruch über dem Cholbödeli gebrochen, der Steibruch oberhalb des Buechwald hingegen ist ein natürlicher Abbruch, von dem immer wieder Steine zum Särft hinunter rollen und hüpfen. Die unterhalb liegende Wiese heisst denn auch Im Steischlag.
Ein wichtiger Erwerbszweig für viele Einheimische war jahrzehntelang der Abbruch von Schiefer im Blatteberg im Hinterdorf, wo zuerst im Tagbau, später im Stollenbau Schiefer gebrochen wurde. Heute befindet sich dort ein Schaubergwerk; viele Namen deuten noch auf das ehemalige Bergwerk hin: Blattebergrisi, Blattebergruus, Blattebergwald.
Hübel
Hügel heissen im Sernftal normalerweise Büel oder Büchel: In Engi ist Im Büel ein leicht ansteigendes Gebiet auf 770 Metern unterhalb des Grütsch; der Berglibüchel liegt auf 1824 Metern über der Bergliwand, d Büchle sind mehrere kleine Erhöhungen zwischen Innerbergli und Glattmatt auf 1950 Metern.
Der Name Hübel ist wohl einer der wenigen Walser Flurnamen in Engi. Der Wanderweg von den Wisseberg hinüber nach Engi führt «über d Hübel», eine kleine Rodungsinsel in hügeligem Gebiet auf 1440 bis 1500 Metern. Nicht weit davon, auf den Wisseberg (Matt) deutet der Name der Liegenschaft Waldibach (1485 Meter) auf Walsereinfluss hin: Ein Waldi ist walserdeutsch ein kleines Waldstück. Der Bach selber heisst dort Waldibachruus.

Auch der Name des Chummeberg, einer Bergliegenschaft auf 1100 Metern am Gufelstogg, könnte von Walser Zuwanderern stammen: Die Bezeichnung «chumme» (von Lateinisch cumba = Mulde) muss von deutschsprachigen Besiedlern mitgebracht worden sein, weil zur Zeit der Lautverschiebung von «g» zu «ch» um 800 n.Chr. noch romanisch Sprechende hier lebten und der Flurname somit wie anderswo Gume heissen würde. Chumme ist ein verbreiteter Flurname in den Walsergebieten Deutschbündens. Weiter unten am Gufelstogg, auf 970 Metern, liegt die Liegenschaft Chleigädeli (kleiner Stall) – ein walserdeutsches «chlei» in einer Gegend, wo man sonst «chlii» sagt?
Beiträge in dieser Serie
- Engi von A bis Z
- Ängi
- Birli, Blänggli, Brand
- Chreuel, Chugelris, Diggewald
- Erlewüschi, Figebaumbödeli, Fürte
- Fuhr, Girestei, Hübel