Iiseträt, Löffligeberg, Melchböde

Unkräuter, Alemannen und Käseherstellung.

I de Iiseträt

Kraut und Unkraut – Pflanzennamen

«Iisetrat» ist ein alter Pflanzenname für den Vogelknöterich, eine Kriechpflanze mit drahtartigen Wurzeln. Das Gebiet I dä Iiseträt liegt im Mülibachtal, auf der rechten Talseite auf 1300 bis 1450 Metern oberhalb des Tschache. Ein Tschache, mittelhochdeutsch schache, ist im Glarnerland ein flaches, mit Sträuchern bewachsenes Ufergelände, anderswo auch eine Landzunge, ein Berg- oder Waldvorsprung.

Weitere Engeler Flurnamen, die sich von Pflanzennamen herleiten, sind: Beeriloch (Heidelbeeren), Bulschtere (Pestwurz), Choräbrand (Korn = Getreide), Fäner und Farlä (Farn), Glisseler (Hahnenfuss), Lauchgarte (Bärlauch oder wilder Schnittlauch), Müsle (Moos), Nesslechopf (Brennnesseln), Roggerüti (Roggen), Stränzeplänggli (Meisterwurz), Speltegg (Dinkel), Trosbode (Alpenerle).

Löffligeberg

Die Alemannen kommen – Siedlungsnamen

Der Flurname Löffligeberg gehört zu den im Glarner Hinterland häufig vorkommenden, germanischen «–ingen»-Namen. Er bedeutet ursprünglich «bei der Sippe, bei den Leuten des Löffel». Namen mit Endung «-ingen» und «-ige» sind Siedlungsnamen; sie bezeichnen ursprünglich die Bewohner von Einzelhöfen und Weilern, später dann diese selbst. Im ersten Namensteil ist bei den ursprünglichen Bildungen ein Eigenname, bei späteren manchmal auch eine Flurbezeichnung enthalten.

In Engi finden sich folgende «-ingen» und «-ige»-Namen: Chlebigehoschet zum Namen Chläwi = Niklaus oder zu Chleb (cliff) = Abhang; Chnolligen zum Namen Chnollo oder zu Chnolle = Erdscholle; Löffligeberg zum Namen Löffler; Höftigen zum Namen Höfti oder Hefti; Wintrige zum Namen Winter.

Heute nicht mehr gebräuchliche, aber urkundlich belegte Namen sind: Kolbigen zum Namen Kolbo, Malingen zum Namen Malo, Möschigen mit unsicherer Herkunft.

Die Endung «-ige» wurde später nur noch als Bezeichnung eines Kollektivs gebraucht (sogenannte unechte ing-Bildungen). In Engi gehören wohl die Flurbezeichnungen Wärtligen und Lutzemädige zu dieser Gruppe.

Melchböde

Vieh hüten, Melken, Käsen – Geländenamen der Älpler

Die Melchböde sind ein Gebiet auf Gams, wo man die Kühe molk. Auch Namen mit -stelli, z.B. Stellichopf, weisen auf Plätze hin, wo man die Kühe zum Melken hinstellte. Nach dem Abendmelken wurden die Kühe auf die Abedweid getrieben. Dort, wo es Leger oder im Leger heisst, befanden sich Lagerplätze für das Vieh.

Der Name «Altstafel» deutet auf ein nicht mehr bestehendes Alpgebäude hin.

Wo Käse hergestellt wird, brauchte und braucht es den Chäsgade. Dort wird der Käse bis zur Alpabfahrt gelagert. Mit der Sirte (oder Molke) füttert man die Alpschweine, diese werde in einem Chrumme = Verschlag gehalten. Die Alpzeit verbringt man auf den verschieden hoch gelegenen Stafeln, von lateinisch stabulum = Platz bei der Alphütte oder Weidestufe einer Alp. Am Stafel heisst es noch auf Übelis, im Stäfeli, auf dem Mittelstafel der Ochsefitterenalp, steht heute eine Skihütte. Der Name Altstafel deutet auf ein nicht mehr bestehendes Alpgebäude hin. Dass er ein Gebiet im Hinderdorf von Engi bezeichnet, könnte bedeuten, dass dieses einst als Sommerweide für Vieh von auswärts diente.

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