Elektrizitätswerk der Gemeinde Elm

Vielseitigkeit bringt weiter.
Von August Berlinger.

Gründung und Entwicklung

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war die elektrische Beleuchtung in Elm ein Thema. Im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der Sernftalbahn ist aus dem Protokoll der Gemeindeversammlung (GV) vom 3. Dezember 1893 zu erfahren: «Es wird beschlossen beim Initiativ-Comite der Sernfthalbahn folgende Lampen zu bestellen, & zwar nur für den Fall, dass die Wachtkorporation Dorf die Kosten für zwei Lampen im Dorf übernehme, die übrigen geplanten 2 Lampen sowie je eine in der Schwändi & Obmoos seien auf Kosten des Tagwens zu erstellen. Im weitern wird dem Gemeinderath Vollmacht ertheilt, für das Schul- & Pfarrhaus die benöthigten Lampen zu bestellen.»

Auszug aus dem GV-Protokoll vom 03.12.1893 mit der ersten Erwähnung
einer elektrischen Strassenbeleuchtung.

Bis zum Sernftalbahnbetrieb dauerte es aber noch ein Jahrzehnt. Zu lange für die Elmer, um zwischenzeitlich auf die neue Errungenschaft zu verzichten. Nach Bedarfsabklärungen beim 1898 eröffneten Kurhaus und in den Haushalten im Dorf, trat der Gemeinderat mit einem Projekt vor die Versammlung vom 12. Februar 1899. Darin rechnete man für das Kraftwerk neben der Säge sowie für das Verteilnetz im Dorf mit Kosten von 41’000 Franken. Die Kapitalzinskosten veranschlagte man mit 1’700 Franken, was in etwa den zugesagten Strombezügen aus dem Dorf entsprach. Dazu verpflichtete sich die Kurhaus Elm AG für eine jährliche Abnahmegarantie von 900 Franken. Den entstehenden Überschuss wollte man für die Amortisation verwenden.

Kurhaus Elm, Verandabeleuchtung, um 1900.

Weitere Argumente waren: «Ueberdiess sei der Tagwen noch in der Lage die Dorfbeleuchtung gratis abgeben zu können, welches schon längere Zeit ein Wunsch der Einheimischen & Fremden hauptsächlich in Bezug auf die Fremdenindustrie gewesen sei.» Für die noch nicht belegten 13 PS hoffte man bald Abnehmer zu haben, was die Sache noch günstiger mache im Hinblick darauf, dass «auch in unserer Gemeinde auf das Aufblühen der Kleinindustrie Bedacht zu nehmen sei». Nach ausgiebiger Diskussion von «Freund & Gegnern der Vorlage» wurde mit grosser Mehrheit beschlossen, das Werk so schnell als möglich zur Ausführung zu bringen. Selbst gehandelt hatte Schiefertafelfasser Fritz Hauser und bereits im Mai um Boden für ein Reservoir im Gand sowie Durchleitungsrechte zu seiner «Hochdruckwasseranlage» im Dorf ersucht.

Grundrissplan der ersten Kraftwerkszentrale mit der Dorfsäge und der
gemeinsamen Benutzung des Wassers ab der Druckleitung,
1899.

Ein Übersichtplan zeigt, wie Säge und EW-Zentrale nebeneinander, resp. nacheinander funktionierten. Da es sich beim EW um ein Licht- und somit ein Nachtwerk handelte, liess sich die Säge wie bisher während der Tagesstunden betreiben. Das bestehende Sernfwehr konnte ebenfalls weiterverwendet werden. Das Säge-Kett (hölzerner Kanal) wurde entfernt und der Bacheinlauf für das neue Druckrohr zur Zentrale abgeändert. Ab diesem Rohr von 80 cm Lichtweite wurde tags das Wasser auf das Säge-Wasserrad geleitet. Als Stromart wurde Gleichstrom gewählt. Turbine und Regulator lieferte Escher-Wyss und die Dynamos samt Tableau wahrscheinlich Gebr. Gmür in Schänis. Für die Netzerstellung können Gmür und J. Bäbler & Sohn in Glarus angenommen werden. ¹

EW-Zentrale und Säge mit Maschinistenehepaar und Helfer, um
1910.

Als im folgenden Jahr auf die Hauptgemeinde hin die definitive EW-Bauabrechnung noch nicht vorlag, schossen die Gerüchte über massive Überschreitungen ins Kraut. Der Gemeindepräsident sah sich genötigt mitzuteilen, dass die Verzögerung durch Differenzen mit Lieferanten entstanden sei und der Abschluss bei 56’000 Franken liege (immerhin +37 %). 1901 wurde «nach etwas erregter Diskussion» die Baurechnung dem Ersteller verdankt. Auch im folgenden Jahr bestand ein gewisses Misstrauen gegenüber den Gemeindevätern und daher ein Bürgerantrag angenommen, das EW samt Säge aus der allgemeinen Rechnung zu nehmen und separat zu führen, damit «eine allfällige Rendite od. event. Passivsaldo genau ersichtlich sei». Ausgewiesen waren 1904 die Versicherungssummen: Gebäude 16’000, Turbine 4’000, Bremsregulator 500, zwei Dynamos mit Transmissionen 7’200, Tableau mit Apparaten 2’000 und Werkzeug & Material 300 Franken bei einer Prämie von 1¾ ‰.

Schatzungs-Schein 1901 mit Nachtrag.

An der GV vom 24. April 1910 referierte Ingenieur Schmid aus Weesen über ein neues Hydranten- und EW-Projekt. Geplant seien einerseits 20 Hydranten in den Dorfteilen Müsli, Dorf und Obmoos, sowie andererseits ein Hochdruckwerk mit zwei Maschinengruppen zu «zehnstündigen» 75 PS. Die benötigten 1000 Minutenliter Wasser zweige man vom Pläusbach (Steinibach) im Käsernloch in eine Brunnenstube ab und leite sie von da zum Reservoir Güetli mit 1000 m³ Inhalt. Ab diesem führe eine 200-mm-Druckleitung direkt zum Maschinenhaus. Neu werde die Wechselstrom-Technik eingeführt, was die Versorgung der entfernteren Weiler ermögliche und die bestehende Turbine sei für den Sägebetrieb vorgesehen.

Die Druckleitung zur Zentrale Säge überquerte den Hinterbach frei
auf drei Stützen, der Rest war eingegraben, 1923.

Sechs Wochen später kam das Projekt zur Abstimmung. Der bereinigte Kostenvoranschlag für Hydrantennetz und EW-Erweiterung betrug 153’000 Franken, wobei auf letztere 75’000 Franken entfielen. Mit 61 gegen 4 Stimmen bewilligten die Bürger das Geschäft. Ein 1912 ausgefüllter Fragebogen gibt Aufschluss über die Werkdaten. Neu werden auch die Empächliquellen als Wasserlieferanten der durchschnittlich 1000 l/min. genannt und dass dieses Quantum ganzjährig genüge, weil nur ein Teil davon verstromt werde. Die Produktion werde durch Ablesung der Volt- und Ampère-Meter ermittelt. Die abgegebene Leistung betrage bei 380 Volt in den vier Sommermonaten durchschnittlich 20, in den restlichen 14 Ampère. Bei den angegebenen 3500 – 4000 Jahresbetriebsstunden ergibt das ungefähr 21’000 – 24’000 kWh Jahresproduktion. ²

Die neue Stromart brachte Vorteile. So konnten 1911 die Weiler Steinibach und Sulzbach, sowie etwas später der Meissenboden, ans Netz angeschlossen werden und die Kirche erhielt erstmals überhaupt eine Heizung mit Einzelheizkörpern in Chor und Schiff. 1913 kam ein Kraftstromvertrag für 15 «Tagespferde» ( Kraftstrom während der Tageshelle) mit der Schieferbruch AG für deren Werkplatz im Boden zustande. Im folgenden Jahr stellte die Gemeinde im Gand einen mit Elektromotor betriebenen Steinbrecher auf. Eine « Kreuzungstabelle» samt Plan der Telefonverwaltung von ca. 1914 listet auf, wo die Leitungen des EWE entweder auf grössere Distanz zu setzen waren oder gar neu geführt werden mussten, um die Telefonverbindungen nicht zu stören.

In den Anfangsjahren hatten die Elektrizitätswerke nach der Pfeife
der Telefonverwaltung zu tanzen und ihre Freileitungen (blau) den
Bedürfnissen der Telefonleitungen (grün) anzupassen. Kreuzungsplan
Dorfmitte, 1910er–Jahre.

Bereits 1921 war das (Winter-)Wasser offensichtlich wieder knapp geworden, denn der Gemeinderat beantragte einen Projektkredit um einen Wasserbezug ab dem Bischofbach planen zu können, wobei darin eine Hydrantenversorgung für den Weiler Steinibach eingeschlossen gewesen wäre. Die Versammlung lehnte knapp ab. Als erste Notmassnahme erlaubte der Gemeinderat der Schieferbruch AG, Kühlwasser für deren Dieselgenerator im Obmoos ab dem Hydrantennetz zu beziehen gegen das Recht, bei Niedrigwasserstand die Quellen im Empächli ob dem Bergli für das EW zu nutzen. Weil das Problem trotzdem drängender wurde, engagierte der Gemeinderat 1924 sogar einen Rutengänger. Erfolge blieben zwar aus, aber man wollte es im Gerstboden weiter versuchen – und diesmal stimmten die Bürger vorbehaltlos zu.

Das Winterwasserschicksal plagte neben Elm auch die andern Talgemeinden sowie die Industriellen im Tal. Zusammen wandten sie sich 1926 an das EW Schwanden, das seit kurzem an das NOK-Netz angeschlossen war und somit allenfalls Strom liefern konnte. Die vom EWS verlangten 25’000 Franken Jahresgarantie konnten die Sernftaler nicht aufbringen und so litt jeder für sich weiter. In Elm überlegte man, ob es besser sei, sich an die Dieselgeneratoranlage der Schieferbruch AG anzuschliessen oder doch eher selber einen «Gasmotor» anzuschaffen. Man entschied sich aber nicht und so stellte ein Bürger im Frühjahr 1928 die Frage, welche Schritte der Gemeinderat tun wolle um die Kalamität mit der Licht- und Kraftbelieferung im Winter zu verbessern. Der Rat hielt sich bedeckt und meinte nur, die Sache sei noch nicht reif. ³

An der GV vom 30. September 1928 informierte der Gemeinderat, dass er eine Wasserzuleitung von der Kühbodenruns zum Reservoir Güetli prüfen lasse, es aber noch Abklärungen über die Wasserführung und die Stabilität des zu querenden Hanges brauche. Vorläufig rechne man mit etwa 30’000 Franken. Und, man müsse sich im Moment noch mit den Einschränkungen abfinden. Im folgenden Frühjahr schlug der Gemeinderat die Zuleitung von minimal 360 Minutenlitern ab der Kühbodenruns vor. Die Versammlung stimmte zu, verlangte aber noch ein zweites Gutachten, obwohl die Zeit drängte und allein die Elmag 30 PS mehr brauchte. Das im Herbst vorgestellte Gutachten fand die Sache unrentabel, schlug dagegen auf Empächli ein neues Reservoir für die bestehenden Fassungen (mit eventueller Zuleitung von Kühbodenrunswasser) und ein neues Kraftwerk beim Reservoir Güetli vor. Ein Entscheid wurde nicht gefällt.

Planausschnitt mit den vier Fassungsstellen für das Reservoir
Empächli, 1930.

Im April 1930 wurden vier Varianten vorgelegt:

  1. Zuleitung Kühbodenruns ins Reservoir Güetli;
  2. Zuleitung Kühbodenruns nach Empächli und Rest belassen;
  3. Dieselgenerator;
  4. Fremdbezug.

Favorisiert wurde Variante 2, der Entscheid aber auf die nächste Versammlung verschoben. Im Juni war der Gemeinderat immer noch geteilter Meinung, schlug aber nun die Expertenidee eines Zweistufenwerkes ohne Kühbodenruns vor. Die Sache sei zwar momentan nur knapp rentabel aber die neu mögliche dreifache Leistung zahle sich mit steigender Nachfrage aus. Die Versammlung folgte dieser Argumentation und bewilligte mit 46 zu 32 Stimmen den Baukredit von 110’000 Franken. Im Nachsommer begann man mit den Arbeiten und vollendete sie auf Jahresende. Da man für zukünftigen Ausbau Reservoir, Druckleitung und Turbine grösser dimensionierte, ergab sich eine Kreditüberschreitung von 11 %. Weitere Mehrauslagen erforderte der gleichzeitig erstellte Netzanschluss in den Waldbergen.

Sehr lange dauerte die sichere Winterversorgung nicht, denn bereits 1933 zeigten sich die Bürger im Prinzip damit einverstanden, dass zu Gunsten des EW das Wasserrecht der hinteren Säge auf Empächli und wenn nötig der ganze Sägebetrieb gekauft werde. Nachdem für die bisherigen Wasserbezüger ab der Empächliruns (Mattbächli) eine Lösung gefunden war und sich für die Säge samt Wohnhaus ein Nachkäufer fand, konnte das Geschäft 1934 für netto knapp 9’000 Franken erledigt werden. Damit wurde es möglich, das allgemeine Drosseln der Spannung nach 21 Uhr und die Liefereinschränkung auf sechs Stunden (!) für die Elmag wieder aufzuheben. Für einen besseren und damit wassersparenden Betrieb, erhielt eine der beiden «Säge»-Turbinen 1941 eine neue Doppelregulierung. 1945 machte man wieder einmal Wassersondierungen, aber selbst ein Fund hätte nicht viel genützt, weil kriegsbedingt keine Eisenröhren erhältlich waren.

Auch wenn in diesen Tagen nur sechs Stunden pro Tag Strom geliefert
wurde, konnte dennoch (oder erst recht) Werbung für Elmer Citro
gemacht werden.

An der GV vom 29. April 1951 orientierte der Präsident die Anwesenden, dass man einen Anschluss an das EWS ins Auge fasse, was rund 150’000 Franken koste. Die Versammlung war mässig begeistert und forderte gute Rücklieferbedingungen für Überschusstrom. Im August lagen die Verhandlungspositionen von Elm und Schwanden immer noch zu weit auseinander und man erwog als Notlösung einen Dieselgenerator anzuschaffen, um im Winter der Elmag gerecht werden zu können. Die Versammlung verlangte aber nach anderen Erweiterungslösungen. Das EWS protestierte gegen die (negativen) Aussagen in der Zeitung über die Verhandlungen. Es hatte schon vorher schriftlich Druck für die Anschlusslösung gemacht und bei einem Elmer Alleingang Material-Lieferengpässe beschworen. Auch ein verdecktes Zusammengehen von EWS und Elmag für deren Eigeninteressen ist nicht auszuschliessen. Aber man hätte es wissen können: Elm sollte man nicht mit Druck kommen.

Der Versammlung vom 9. März 1952 wurde eine Dieselgenerator-Offerte der Lokomotivfabrik Winterthur von 29’000 Franken vorgelegt. Der EW-Verwalter rechnete aber mit 40’000 Franken, da die Tankanlage und Umtriebe nicht eingerechnet seien. Ein Projekt mit 90 PS am Raminerbach wurde gewünscht – und Neuverhandlungen mit Schwanden. Und dann ging es erstaunlich schnell: Der Ergänzungsenergie-Vertragsentwurf mit dem EWS für 60 kW, erweiterbar unter einmonatiger Ankündigungsfrist auf 120 kW, lag Ende Monat vor. Die Gesamtkosten für die Hochspannungszuleitung 8 kV (später 16 kV) von Matt – im Lawinengebiet Meissenboden verkabelt – und die Transformations-, Schaltund Messanlagen in der Zentrale Säge waren auf 171’550 Franken veranschlagt und vom EWE zu tragen. Die ausserordentliche GV vom 14. April stimmte Vertrag und Kredit zu und nahm zur Kenntnis, dass auch der Liefervertrag EWE/Elmag bereinigt sei.

Im Zusammenhang mit den Projektstudien am Kühbodensee war
offensichtlich bei der Maschinengruppe im Güetli eine Ergänzung mit
einem zweiten Generator vorgesehen, 1954.

Auch die Erstellungsarbeiten wurden zügig an die Hand genommen und der Betrieb konnte am 1. Oktober aufgenommen werden. 1952 wurde ein Spannungsregler bestellt – Lieferfrist ca. zwölf Monate! Im folgenden Jahr erhielt die Elmag eine eigene 8/16-kW-Anschlussleitung samt 100-kVA-Trafo mit Schaltanlagen und Verteilung. Auch im Weiler Sulzbach wurde eine Trafostation erstellt und in der Zentrale Säge installierte man für die zweite Maschinengruppe einen Ölregler. Von 1954 bestehen Pläne für einen Ausbau der Zentrale Güetli, aber keine Kreditbegehren. Im gleichen Jahr sind auch Projektstudien am Kühbodensee gemacht worden. 1956 wurde die Trinkwasserversorgung aus sanitarischen Gründen vom EW-Drucknetz abgekoppelt und an neue Quellen angeschlossen. Damit verfügte das EW über das ganze Empächli-Wasser. Mit der Aufgabe der Tafelfasserei von Johann Ulrich Hauser 1958 wurde deren Wasserrecht mit 60 Minutenlitern in der Hinterweid (Güetli) frei und das EWE griff für 1’200 Franken zu.

Fassungen von Schwiirus (links) und Chüeboderus mit «Wasserfall»
der Überleitung von der Schwiirus, 1999.

Um nicht weiter einen Drittel der Produktion als Überschussstrom dem EWS billig abgeben zu müssen, erbat man sich 1959 von den Stimmbürgern einen Kredit von 6’000 Franken für eine Rundsteueranlage. Sie schuf die Voraussetzungen, um die Warmwasseraufbereitung in den bezugsschwachen Stunden zu fördern und damit mehr zu verdienen. Zur Wasserstandkontrolle im Reservoir Empächli wurde 1960 eine Fernmeldeanlage zur Zentrale Güetli eingerichtet. 1961 wies der Gemeinderat darauf hin, dass die in Vorbereitung stehenden Sportbahnen eine grössere Leistungsfähigkeit des Werkes bedingen werden. Vorerst war es aber das Konsortium Übungslift Moosen, das einen 5-PS-Stromanschluss beantragte. Für die schon lange gewünschte Fassung der Kühboden-, und neu auch der Schwiruns, zur Winterwasserverbesserung bewilligte die GV vom 27. April 1963 145 000 Franken.

Für den Bau der KLL-Wasserfassungen auf Wichlen und des Überleitungsstollens ins Durnachtal musste 1965 eine Zuleitung nach der Walenbrugg und auf die Bauplätze erstellt werden. In diesem Zusammenhang wurde im folgenden Jahr im Obmoos eine Trafostation erstellt. 1969 erfolgten TS-Bauten in der Rüfihoschet und im Weiler Sulzbach, gefolgt 1970 von der TS KLL (Wichlen) und 1971 der Stangen-TS im Meissenboden. 1973 war die Station für die neuen Sportbahnen im Obmoos an der Reihe und 1976 die TS Untertal sowie diejenige in der Überbauung Vorderchappelen. Parallel zu den TS-Bauten und weiter in den folgenden Jahren wurde das Primär- wie das Sekundärkabelnetz für gut 300’000 Franken stark ausgebaut. Da Elm ein geschütztes Dorfbild hat, wurden die Verkabelungen in diesem Bereich von der kantonalen und eidgenössischen Denkmalpflege subventioniert.

Trafostation in der Talstation der Sportbahnen,
2015.

Im Herbst 1975 wurde ein Projektkredit von 10’000 Franken für die Sanierung der Stromerzeugungsanlagen bewilligt, 1976 das Projekt abgesegnet und in den beiden folgenden Jahren umgesetzt. Das EW- Gebäude bei der Säge wurde (heimatschutzgerecht) umund ausgebaut und mit einer Wohnung ergänzt. Die beiden Zentralen erhielten eine Kabelverbindung sowie neue Maschinengruppen mit Schaltanlagen und das Kabelnetz wurde stetig ausgebaut. Dazu kam eine neue Rundsteuerungsanlage. Dies kostete 1.23 Mio. Franken und brachte eine Leistungssteigerung bei der Säge von 85 auf 135 kW und im Güetli von 100 auf 192 kW. Die Einweihung samt Besichtigungen konnte am 20. Oktober 1978 zusammen mit denjenigen von Wasserwerk und Gemeindewerkschopf gefeiert werden.

Im selben Jahr fand die Einweihung des Panzerschiessplatzes und im folgenden die der Truppenunterkunft statt – auch diese benötigten je eine Station. Eine weitere Station brauchte es im selben Zeitraum für die Erschliessung der Ferienhaussiedlung im Töniberg. Auf den 1. Oktober 1980 wechselte man bei der Zuleitung von Matt und im eigenen Primärnetz von 8 auf 16 kV und schuf damit Leistungsreserven bei der Verteilung. Im folgenden Jahr wurden mit dem Strassenbau zur Erbsalp auch die Gebiete Steger, Büel und Walenbrugg mit Strom erschlossen. Von 1982 bis 1990 verkabelte man etappenweise die Zuleitung von Matt und auch im Dorf und den Weilern verschwanden immer mehr Freileitungen. Erleichtert wurde dies durch die bereits früher in Strassen und Werkleitungsgräben verlegten Leerrohre. Die Kosten waren dennoch beachtlich; gegen anderthalb Millionen Franken waren dafür nötig.

1984 richtete man am Bischofbach eine automatische Messtation ein um Unterlagen für eine allfällige Winterwassernutzung zu erhalten. Der Kühbodensee kam im gleichen Jahr wieder als Reservoir ins Gespräch. Eine Begehung ergab, dass mit bescheidenen Mitteln ein Aufstau realisierbar wäre. In der Trockenperiode von 1986 zapfte man den See provisorisch an und erreichte bei einer maximalen Absenkung von 20 cm eine Zusatzleistung von 20 kW. Im folgenden Jahr regte der Betriebsleiter die Prüfung eines weiteren Kraftwerkes an, denn bekanntlich seien die Verfahren lang und der Bedarf steigend. 1989 erhielt das Dorf eine Heimatschutz-Strassenbeleuchtung, die grossmehrheitlich von einem auswärtigen Bürger berappt wurde. Zusammen mit einem Feuerwehrlokal und einer Bushaltestelle wurde im Jahr darauf im Steinibach eine Trafostation erstellt. 1992 begannen unter der Regie des EWE die Zuleitungsverkabelung und Anpassungsarbeiten für den Schiessplatzausbau auf Wichlen.

Die heimatschutzgerechte Strassenbeleuchtung ab
1989.

Mit der Krediterteilung von 1.6 Mio. Franken ermöglichte die GV vom 4. Dezember 1992 die Realisierung einer dritten Kraftwerksstufe mit einer Maschinengruppe von 305 kW beim Reservoir Empächli. Sie ist Teil einer Kombinutzung des Wassers auf Pleus für Trinkwasserversorgung, Löschwasserreserve, Beschneiungsanlage und Stromerzeugung. Dieses Werk wurde mit Eigenmitteln, Krediten, Investitionshilfedarlehen des Bundes und Subventionen der kantonalen Sachversicherung finanziert. 1994 wurde ebenfalls auf Empächli für die geplante Gondelbahn und weitere Verbraucher eine Trafostation erstellt. Mit der Verlegung eines Verbindungskabels für die bessere Versorgungssicherheit der Sportbahnen von der Zentrale Güetli her konnten 1996 die Kraftwerksarbeiten auf Empächli abgeschlossen werden.

Mit dem Werkausbau ging es nahtlos weiter. Im Oktober 1996 wurde über den Ausbau des Zentralengebäudes bei der Säge orientiert und am Nikolaustag bewilligte die Versammlung dafür einen Kredit von 1.4 Mio. Franken. Notwendig machten dieses Projekt die für Panzerschiessplatz und Sportbahnen stark gestiegenen Stromlieferungen und der Verlust des EW-Ladens im Dorf. Der Ausbau umfasste die Sanierung der bestehenden Räumlichkeiten, mehr Raum für eine grössere Trafoanlage und die Leitstelle für Wasserbewirtschaftung, Kontrolle und Steuerung der elektrischen Anlagen sowie ein Ladenlokal. Nachdem diese Arbeiten 1999 etwas über Budget abgerechnet waren, nahmen Leitungsverkabelungen im Lawinengefahrengebiet der Chüeboderus und die Verstärkung der TS Strit das EWE in Anspruch. Ab 2003 erfolgten Netzausbauten für die neue Sesselbahn der Sportbahnen mit einem Trafo auf Oberempächli.

Das neue Betriebsgebäude im Bau, 1998.

Den letzten Zeitabschnitt des EWE prägten Kraftwerkspläne. Mitte 2006 gaben die EWE-Verantwortlichen bekannt, dass sie ein Sernf-Kraftwerk vom Müsli bis ins Matter Obererlen planen möchten. Ein Jahr später bewilligte die GV eine Aktienzeichnung von 1.02 Mio. Franken, womit das EWE die Aktienmehrheit innehatte. Nach anfänglich gutem Planungsfortschritt, verhinderten 2009 eine Einsprache und das Ausgaben-Veto des Kantons vor der Gemeindefusion die Realisierung. Ein Projekt zur Nutzung des Chüebodesees für EW und Beschneiungsanlagen wurde zwar schweizweit ausgezeichnet, stiess aber auf breiten Widerstand im Kanton. Im Schlussspurt vor dem Übergang des EWE in die TBGS ersetzte man den Generator im Güetli, richtete eine Netzüberwachungsanlage ein und beschaffte noch eine Notstromanlage für die Zentrale bei der Säge.

Betrieb und Finanzen

Wie fast überall im Kanton wurde in der Anfangszeit die «Kerze» (ca. 3.5 Watt) Strom pro Jahr mit einem Franken berechnet. Elektrische Energie für Motoren und Heizzwecke wurde nicht abgegeben. Die Gemeinderechnung 1902 vermerkt für die ans Netz angeschlossenen Dorfteile Müsli, Dorf, Wiesen und Obmoos 49 Lichtabonnenten, inklusive Gasthäuser, Schule und Kirche sowie Kurhaus. Diejenige von 1910 weist 56 Abonnenten aus und betreibt etwas «Wirtschaftsgeographie» mit den Einnahmen aus Kurhaus (1’013.50 Fr.), Elmer (350.60 Fr.), Hausstock (190 Fr.), Segnes (163.50 Fr.), Gemsli (65.10 Fr.), Sternen (84 Fr.), Rössli (23 Fr.), Bahnhof (69.25 Fr.), sowie Schule (201.06 Fr.), Kirche (168.80 Fr.) und Strassenbeleuchtung (275 Fr.). Der Maschinist erhielt 1’200, der Verwalter 71.40 Franken pro Jahr.

Kurhaus-Briefkopf des Schreibens, in dem 1913 ein marktgerechterer
Pauschalpreis oder ein Zähler gefordert wurde.

Über das 1912 aufgestellten «Regulativ über die Abgabe von elektr. Kraft & Licht» für das neue Wechselstromnetz ist einzig zu erfahren, dass ihm ohne Diskussion zugestimmt, sowie der Verwalterlohn wegen der Aufgabenerweiterung um das Hydranten- und Wasserwerk auf 300 Franken pro Jahr erhöht wurde. Ziemliche Diskussionen löste die Rechnungserhöhung für das Kurhaus im folgenden Jahr aus. Die Direktion beschwerte sich über das willkürliche Vorgehen, zeigte mit Rechenbeispielen auf, dass sie für die gleiche Leistung wesentlich mehr als das Bad Stachelberg in Linthal bezahlen solle und verlangte einen Zähler. Die Schieferbruch AG hatte mit Zählermessung 30 Rappen pro Kilowattstunde zu bezahlen plus 30 Franken pro angeschlossene Motor-PS.

Aproximative Betriebsrechnung des Elektrizitätswerk Elm für 1913.
Man versuche heute, eine so schlanke Auflistung zu
präsentieren.

Ebenfalls 1913 schied man die EW-Bauschuld von 80’000 Franken sowie 20’000 Franken der Hydrantenversorgungs-Schuld aus der Tagwensrechnung der EW-Rechnung zu, die sie direkt verzinsen und amortisieren solle. 1914 verlangte der Kantonsingenieur für die Feststellung der Stromabgabe einen Zähler, damit die Wasserwerkssteuer richtig verrechnet werden konnte. Um das Geschäft anzukurbeln wurde im selben Jahr offensichtlich eine «Kraft & Wärme-Offensive» gestartet, denn es wurde der Verkauf von 4 Motoren, 2 Öfen und 12 Bügeleisen aufgelistet und im Jahr darauf noch Ventilatoren für die Schule. 1920 taucht die Schiefertafelfasserei Schenker erstmals in der EW-Rechnung auf. 1922 gab es 148 Licht- und 53 Bügeleisenabonnemente und ein Bürger verlangte, es sei in der Jahresrechnung ein Inventar der Insallationsmaterialien und Glühlampen abzudrucken!

Im Lawinenwinter 1923 drückte die Sandweidlaui sämtliche Leitungsstangen in der Wiese um. 1928 hatte der neue Verwalter eine Bürgschaft von 10’000 Franken zu hinterlegen und im folgenden Jahr war ein neuer Maschinist zu wählen. Seine erste Geldablieferung an die Gemeindekasse hatte das EWE 1929 zu leisten – 2’000 Franken. Typisch für jene Zeit ist, dass das Baukapital für den Bau der Zentrale Güetli 1930/31 neben den Eigenmitteln (52’300 Fr.) und Bankkrediten (29’000 Fr.), auch aus Privatdarlehen von 45’000 (!) Franken bestanden. Auch in jene Zeit der Wirtschaftskrise passt der Konkurs des Kurhauses, der den Gewinn des EW um 1209 Franken (13 %) schmälerte. Gut ging es offensichtlich der Elmag, die wesentlich mehr Strom als im Vorjahr bezog.

Das Regulativ von 1934 zeigt ein paar interessante Details. Grundsätzlich wurde für Beleuchtungsstrom an der Jahrespauschalberechnung pro installierte «Kerze» festgehalten. Der Umrechnungsfaktor von Kerze zu Watt für die einzig zugelassenen Metallfadenlampen war auf 1.1 gesunken gegenüber den vorher gebräuchlichen Kohlefadenlampen mit Faktor 3.5 – für die gleiche Helle brauchte man nun gegenüber früher nur noch einen Drittel der Energie. Die Jahrespauschale war nach mutmasslicher Brenndauer in vier Kategorien aufgeteilt:

Kategorien für Jahrespauschalen im Regulativ von 1934.

Dort wo ausnahmsweise mit Zähler Lichtstrom gemessen wurde, war die kWh mit 35 Rappen angesetzt.

Beim Wärme- & Kraftstrom wurde für Bügeleisen in Haushalten eine Jahrespauschale von max. 15 Franken verlangt, bei Glätterinnen 25 Franken. Der mit Zählern gemessene Kochstrom wurde sommers mit 6 und winters mit 10 Rp/kWh berechnet. Die gleichen Ansätze galten bei Heizkörpern über 750 Watt. Beim Motorenstrom war eine Minimalgarantie von 20 Franken pro PS/Jahr zu zahlen und für die kWh degressiv über vier Stufen 15 bis 10 Rappen:

Betriebszeiten für Motoren im Regulativ von 1934

Die allgemeine Stromknappheit im zweiten Weltkrieg hinterliess auch in Elm seine Spuren. So ist 1942 zu lesen: «Um einer weiteren Kalamität des nächsten Winters zu begegnen, wird auf den Befehl des eidg. Amtes für Licht und Wärme aufmerksam gemacht, bei dem der Gemeinderat befugt ist, bei Wasserknappheit die Heizkörper einzuziehen, mit Ausnahme bei den Kranken.» Da neben den Wintern auch die folgenden Sommer wasserknapp waren, entschied sich der Gemeinderat 1945 allgemein Zähler einzuführen. Dies obwohl deren Installation und Ablesung im weitläufigen Gebiet von Elm einen spürbaren Mehraufwand bedeutete. Man hoffte, damit den durch die Pauschalgebühren unkontrollierbaren Stromkonsum in den Griff zu bekommen. 1951 verlangte der EW-Maschinist, es sei das «Brunnenreglement» rigoros durchzusetzen um die Wasserverschwendung im Winter zu stoppen.

Bauabrechnung 1953 der neuen Primärleitungen.

Der Netzzusammenschluss 1952 mit Schwanden ermöglichte Elm den Ergänzungsenergiebezug für winters 6.5 resp. 5.5 Rp./kWh. und sommers 5 resp. 4 Rp./kWh. bei einem Grundpreis von 30 Franken pro kW und Jahr. Das EWS sicherte sich das Liefermonopol, verzichtete hingegen auf eine Direktlieferung an Dritte. Die durch die Änderung ausgelösten Neuinstallationen erforderten eine generelle Installationskontrolle im EWE-Netz. Für die Mängelbehebung bei neueren Arbeiten der eigenen Installateure übernahm das Werk die Kosten, bei ganz alten Arbeiten oder solchen von «fremden» Installateuren gewährte man 10 %. Im gleichen Jahr wurden die Bewohner aufgefordert, vorgesehene Waschmaschinenanschaffungen anzumelden, damit unnötige Installationen vermieden werden könnten. 1956 lieferte man der Elmag aus der Eigenproduktion verbilligten Strom (3 resp. 2.2 Rp.) «für Heizkessel als Syrupkocher und Boiler».

Elmag, links Sirupkochanlage und rechts Heisswasserverteilung,
1970.

In den 50er-Jahren war offensichtlich Fachkräftemangel, denn 1954 kann man lesen: «Gemeinderat O. R. wird sich einer 3-jährigen Lehrzeit als Installateur für Starkstrom & Telefonanlagen ausbilden lassen um den gesetzlichen Bestimmungen des ESTI fachkundig gerecht werden zu können.» 1957 sollte der «Lehrling-Gemeinderat» nach abgeschlossener Ausbildung definitiv zum Betriebsleiter (Verwalter & Installateur) gewählt werden, doch seine Lohnforderungen (gemäss Angebot der EV Glarus: 10 000 Fr./Jahr) lösten grosse Diskussionen aus. Mangels einer anderen Lösung beugte man sich der Forderung. Im folgenden Jahr musste das Dorfgerücht, die Apparate-Verkaufsprovisionen fielen dem Betriebsleiter zu, von den Rechnungsprüfern dementiert werden. 1961 geriet die Ferienregelung für den Betriebsleiter in die Kritik, doch die Stimmbürger waren nicht bereit, die bei deren Änderung benötigte Stellvertretung zu bewilligen!

Elmag und Kurhaus (Altersheim) 1961 und 1980 – ohne und mit
Umfahrungsstrasse. Grössere Bauten bedeuten auch einen grösseren
Energiebedarf, der nicht nur mit billigem Nachtstrom, sondern auch mit
Heizöl aus dem Tank ennet der Umfahrungsstrasse gedeckt
wird.

1962 flammte der Gehaltszwist erneut auf. Die GV weigerte sich auf die geforderten 13’000 Franken Jahreslohn und zusätzlicher Töffentschädigung (700 Fr.) sowie Büroabgeltung (240 Fr.) einzutreten, sprach von Diktat und man habe ihn während der Lehre ausgehalten, und bewilligte schliesslich 12’000 und 500 Franken. Auf die als Antwort eingereichte Kündigung trat Hektik ein, Bürger vermittelten und die nächste Versammlung bewilligte in anderer Form in etwa die Forderungen. 1967 kündigte der Betriebsleiter erneut und stellte für einen Verbleib Bedingungen: 18’000 Franken Jahreslohn und für Büroabgeltung 600 sowie eine neue Büroeinrichtung für ca. 3’600 Franken. Wieder brauchte es zwei Versammlungen um schliesslich 17’000 und 360 Franken sowie die Büroeinrichtung zuzubilligen. Im folgenden Jahr abermals Drängen auf Erhöhungen, die wie gehabt, teilweise erfüllt wurden. Das Gezänke um Lohnhöhen wurde 1970 mit der definitiven Kündigung des Betriebsleiters beendet. Nun konnte die seit Jahren regelmässig geforderte Trennung von Verwaltung und Betriebsleitung durchgeführt und – mit viel Glück – die beiden Aufgabenbereiche neu besetzt werden.

1964 beschaffte man für das EW erstmals ein Fahrzeug – einen Occasions-Haflinger – und zusätzlich für anstehende Arbeiten und spätere Vermietungen einen Kompressor. Als Installationsmateriallager und Werkstatt diente neu eine bei der Säge aufgestellte Militärbaracke. Das inzwischen 25-jährige EW-Reglement wurde 1971 überarbeitet und der Einheitstarif für Licht und Kraft von 10 resp. 5 Rp./kWh eingeführt. Damit konnten Zähler und Installationskosten eingespart werde. Bedingung dafür war jedoch eine monatliche Grundtaxe von 6 Franken, womit die Ferienhausbesitzer gerechter an die Netzkosten beizutragen hatten. Die Konditionen mit den Grossbezügern – Militär, Elmag, Sportbahnen und regionales Altersheim – konnte der Gemeinderat in eigener Kompetenz aushandeln. ¹⁰

«Elm by Night.»

Zwei Jahre darauf erhöhte das EWS erstmals seine Lieferpreise, was 1974 zu einer Tariferhöhung im EWE-Gebiet führte. Beim Einheitstarif stieg die Grundtaxe auf 12 Fr./Monat, der Hochtarif blieb bei 10 und der Niedertarif stieg auf 6 Rp./kWh. Der Zählertarif erhöhte sich von 35 auf 45 Rp./kWh. Auch die Tarife für Heubelüftungen und Speicherheizungen wurden angehoben. EWS-Tariferhöhungen waren in den Jahren 1976 bis 1993 neun Mal ein bestimmendes Thema. Die Konsumenten hatten dadurch 1979 durchschnittlich einen Aufschlag von 10 % sowie 1981, 1983, 1985, 1987 und 1993 je einen zusätzlichen Rappen pro Kilowattstunde hinzunehmen. Für Industrie und Gewerbe stieg 1985 der Leistungspreis von 90 auf 96 und 1987 auf 98 Fr./kW. Die 1982 eingeführten Grundtaxen (Ferienhäuser 60, Wohnhäuser 40 und Ställe 30 Fr.) stiegen 1985, 1987 sowie 1993 und erreichten 240 Franken für Ferienhäuser und 216 für Wohnhäuser. Die Landwirtschaft wurde weitgehend geschont.

1980 beschaffte man vier Funkgeräte, die 10’000 Franken kosteten! Im Jahr darauf wurde ein Kredit von 24’000 Franken für eine eigene Kabelwinde gesprochen. Anfangs 1981 hatte die Schosslaui einen Schaden von gut 200 000 Franken an den Freileitungen verursacht, welcher mit einem Grosseinsatz rasch überbrückt werden konnte. Einen harmlosen, aber auch lästigen Schaden richteten die Bauern regelmässig beim Misten an den Leitungsstangen an und gefährdeten sich selbst beim Güllespritzen mit dem Druckfass. Der Betriebsleiter konnte jeweils nur an Anstand und Einsicht appellieren. Ab 1982 waren die Hauszuleitungen ganz vom Bauherrn zu tragen. Ein Bürger wünschte bessere Beleuchtungsverhältnisse in Sand- und Fleischgasse. Doch die waren nicht zuoberst in der EW-Prioritätenliste, die Übernahme von 60 Sportbahnenaktien hingegen schon.

Der Bau einer Trafostation hat nicht nur technische, sondern auch
administrative Anforderungen; Eintrag ins Gemeindegrundbuch für die TS
Strit.

Um im Netz Belastungsspitzen zu brechen, wurden ab 1984 jeweils kurzzeitig einzelne starke Heubelüfter abgestellt. Im Juli desselben Jahres zeigte ein dreiviertelstündiger Lieferunterbruch von Schwanden her, wie allgegenwärtig Strom ist (vor allem, wenn er fehlt). 1985 wurde der altgediente Haflinger durch einen VW-Bus für die Installateure ersetzt und 1986 erhielten die Leitungsmonteure ein Geländefahrzeug. Weiter kaufte man die Remise beim Bahnhof für mehr Lagerraum. Wie schon zwei Jahre vorher war im Winter 1987 das Wasser so knapp gewesen, dass man nachts die Turbinen abstellen musste um tags die Bedarfsspitzen abdecken zu können. Um die Elmer fürs Stromsparen zu sensibilisieren, wurde in alle Haushalte der Stromsparkalender verteilt.

Nicht nur die Erweiterung des Schiessplatzes Wichlen brauchte
Energie, auch dessen Betrieb erfordert Strom; fahrbare Panzerattrappe,
1993.

Ab 1988 war das EWE auch für den Netzunterhalt in Matt zuständig. 1992 beschaffte man für den Grossauftrag an der Schiessplatzerweiterung einen Baustellenwagen und bei der Gemeinde- und EW-Verwaltung hielt die EDV Einzug. Eine Rechnung von 12’000 Franken für die Benutzung von Spezialtelefonnummern erregte 1998 die Gemüter im Dorf. Ins Jahr 2000 fällt das neue Geschäftsfeld des EWE als Darlehensgeberin für die Sportbahnen (400’000 Fr.). Drei Jahre darauf wurden für 130 000 Franken elektrische Anlagen von den Sportbahnen übernommen und die Restschuld abgeschrieben. Gleichzeitig bestimmte die GV, die Elektroinstallationen für die Beschneiungs- und Beleuchtungsanlagen der zweiten Schlittelbahn-Etappe aus dem Sportgebiet ins Tal seien im Umfang von 200’000 Franken vom EW zu übernehmen. 2004 wurden die Sportbahnenaktien auf einen Franken abgeschrieben.

Beliebte Taktik im ganzen Kanton: Wenn die Gemeinde etwas nicht über
Steuern finanzieren kann, so soll es das EW über Gebühren
erledigen.

Die im Jahr 2000 neu beschaffte Rundsteuerungsanlage zeigte lästige Kinderkrankheiten. Ab 2001 machte die ungewisse Zukunft durch die geplante Strommarktliberalisierung auch Elm Sorgen. Vorerst aber bescherte diese Aussicht 2005 dem EW und den Konsumenten sinkende Stromtarife. Zwei Jahre darauf wurde eine Bewertung der EWE-Netzanlagen in Auftrag gegeben. Nach dem Abschluss der Arbeiten auf dem Schiessplatz 2007 konnte der Fokus auf Liegengebliebenes im Werk gerichtet werden. Ende 2008 ging der Betriebsleiter in den Ruhestand und als Überbrückungsmassnahme für die zwei Jahre bis zur Gemeindefusion, erledigte der Betriebsleiter des EW Linthal in einem 20-%-Pensum die nötigsten Aufgaben. Parallel dazu übernahm das EWS die Rechnungsstellung an die Abonnenten bis zum Übergang an die TBGS Ende 2010. ¹¹

Kraftwerke

Zentrale Säge ab Sernf (1899)

Wuhrtanne mit Einlaufeinrichtungen für Dorfsäge und EW-Zentrale, um
1900.

Zu den ersten Produktionsanlagen des EWE mit Wasser vom Sernf hat sich nur ein Arealplan erhalten. Die technischen Daten der Anlagen müssen aus diversen Akten abgeleitet werden. Für die Francis-Turbine von Escher-Wyss in Zürich wird bei einem Gefälle von vier Metern und einem Wasserzulauf von 1000 Sekundenlitern eine Leistung von 40 PS (29 kW) angegeben. Das Messprotokoll von 1912 für deren neue Verwendung als Sägerei-Kraftquelle nennt nur noch 25 PS. Die beiden von der Turbine mit Riemen angetriebenen Gleichstromgeneratoren sind wahrscheinlich von den Gebrüdern Gmür in Schänis konstruiert und installiert worden; ebenso die Schalt- und Messeinrichtungen. Gemäss einem Schreiben vom 16. März 1910 wurden im Vorjahr 52 MWh produziert.

Planausschnitt der ersten Kraftwerkszentrale mit der Dorfsäge und
der gemeinsamen Benutzung des Wassers ab der Druckleitung,
1899.

Zentrale Säge – Hochdruck (1911 / 1977)

Planausschnitt der Hochspannungs-Anlage (8 kV) in der Zentrale Säge
samt ESTI-Stempel, 1952.

Von 1911 bis 1977 standen in der Zentrale bei der Säge zwei Maschinengruppen mit je 75 PS (55 kW) Leistung. Sie wurden ab dem Reservoir Güetli (1000 m3) von einer Druckleitung mit 105 Litern Transportvermögen und 180 Metern Höhenunterschied gespiesen. Die Bühler-Uzwil-Peltonturbinen trieben die BBC-Generatoren durch Lederriemen an. Dem Betriebsfragebogen von 1912 sind folgende Daten zu entnehmen: eine Spannung von 380/220 Volt, eine Abgabe in den 4 Sommermonaten (mit Kurhaus) von durchschnittlich 20 A, in der restliche Zeit 14 A und 3500 – 4000 Jahresbetriebsstunden, was etwa eine Jahresproduktion von 125–145 MWh ergibt. Im Laufe der Zeit ging man auf Vollbetrieb über und optimierte laufend die Leistungen.

Links: Gelände im Güetli mit Quellfassungen und dem Doppelreservoir
am Waldrand, 1999. Rechts:  Maschinengruppe in der Zentrale Säge mit
gelbem Turbinen-Regler, 2014.

1977 wurden die bestehenden Maschinengruppen durch eine mit 132 kW Leistung ersetzt. Die Bühler-Taverne-Peltonturbine treibt einen direkt gekuppelten Hitzinger-Generator an. Deren Jahresproduktion betrug 2001 700 MWh.

Zentrale Güetli (1930 / 1977)

Fassungsbauten am Steinibach (links) und bei den Brünnen auf
Empächli (Mitte) für die Zentrale Güetli, 1999. Rechts: Die
Produktionsanlagen im Güetli, 2017.

1931 erweiterte man das Werk um eine zusätzliche Druckstufe. Man stellte in der neuen Zentrale Güetli eine Maschinengruppe mit 140 PS (100 kW) Leistung auf. Sie bestand aus einer Escher-Wyss-Peltonturbine mit einem direkt gekuppelten BBC-Generator. Die Druckleitung liefert bei einer Höhendifferenz von 290 Metern 95 Sekundenliter ab dem Reservoir Empächli (500 m3), das vom Steinibach, den Empächlibrünne und der Looruus gespiesen wird.

Längsschnitt-Plan der Turbine im Güetli, 1930.

1977 ersetzte man die alte durch eine neue Maschinengruppe mit 192 kW Leistung. Die eindüsige Bühler-Taverne-Peltonturbine treibt einen direkt gekuppelten Hitzinger-Generator an. Deren Jahresleistung wurde 2001 mit 1300 MWh angegeben. Das turbinierte Wasser wird dem Reservoir Güetli der 1. Stufe übergeben.

Zentrale Empächli (1995)

Links: Fassungsanlage am Steinibach für die Zentrale auf Empächli.
Das Wasser kann auch für die Pistenbeschneiung verwendet werden, 1999.
Mitte: Reservoir-Rundbau und Zentralengebäude auf Empächli, 2000.
Rechts: Turbine und Generator auf Empächli,
2014.

Das Kombi-Kraftwerk Empächli (3. Druckstufe) wird aus Überwasser der Quellen auf Pleus und in deren Umgebung gefasstem Bachwasser gespiesen. Dieses Wasser wird in ein Brauchwasserreservoir mit 900 m3 (ohne Löschwasserreserve) geleitet und von dort in einer Druckleitung mit einer Kapazität von 100 l/sec. und einer Höhendifferenz von 406 m der Zentrale Empächli zugeführt. Die Maschinengruppe – eindüsige Peltonturbine von Mathias Streiff, Schwanden mit direkt gekuppeltem Bartholdi-Asynchrongenerator – kann eine Leistung von 295 kW abgeben. Deren Jahresproduktion betrug 2001 1100 MWh. Das turbinierte Wasser wird dem Reservoir Empächli der 2. Stufe übergeben. Das Pleus-Wasser kann auch wahlweise für die zwölf Beschneiungszapfstellen entlang der Druckleitung und die Hydranten im Gebäudebereich benutzt werden.

Kraftwerkspläne

 Baugesuchsplanausschnitte der Wasserfassung im Äschen (links) und
der Zentrale im Obererlen, Matt, 2008.

Ein von Elm vorangetriebenes verkleinertes Sernfwerk hat es im 2007 noch zur Vorprojektreife gebracht. Vorgesehen war eine Fassung des Sernf beim Müsli (Elm) mit anschliessendem Speicherbecken im Äschen, einer Druckleitung im rechten Talhang und einem Maschinenhaus im Matter Obererlen. Den nötigen Boden dazu wollten die Matter im Baurecht auf 80 Jahre zur Verfügung stellen. Die Investitionen waren mit 12 Mio. Franken berechnet, eine Leistung von 2.2 MW vorgesehen und der kW-Preis mit 10.2 Rappen angenommen worden. Dank KEV wäre die Sache rentabel gewesen. Widerstand gegen eine Rodung im Äschen und durch den Kanton verordnete Ausgabenbeschränkungen in der Übergangszeit bis zur Gemeindefusion verhinderten die Realisierung. ¹²

Statistik: Elektrizitätswerk Elm

Gegründet: 1899

Lieferanten: EW Schwanden / SN

Eigenwerke: Sernf (1900 – 1910), Säge (1. Stufe ab 1911), Güetli (2. Stufe ab 1930) & Empächli (3. Stufe ab 1993).

1910 1935 1960 1985 2010
Mitarbeiter, inkl. Leitung 1 3 12 ?
Umsatz Werk (CHF) 5’440 65’004 944’637 2’205’405
Umsatz Installationsabteilung (CHF) 50’970 528’932 365’614
Wert Strassenbeleuchtung (CHF) 275 1’067 802 6’240 21’082
Direkte Abgaben an Gemeinde 4’500 40’000
Indirekte Abgaben an Gemeinde 5’040 17’659
Stromabsatz (MWh) 52 589 5’800 8’678
Eigenproduktion (MWh) 52 909 1’500 3’377
Kabelnetz MS (m) ~20’700
Freileitungsnetz MS (m)
Trafostationen Ebene 6 (Stk.) 3 15 19
Kabelnetz NS (m) 15’000 43’000
Freileitungsnetz NS (m) 34’000 4’100
Rundsteuerungsanlagen (Stk.) 1 1 1
Anschlüsse MS (Stk.) 1 2
Anschlüsse/Abonnenten NS (Stk.) 56 ~690
Strassenlampen (Stk.) 75

Frühere Jahre:

  • 1900: Einnahmen Fr. 2’287.20 – Ausgaben inkl. Bauanteil Fr. 12’323.30
  • 1902: Einnahmen Fr. 5’040.19 (Kurhaus Fr. 900) – Ausgaben Fr. 1’897.85
  • 1906: Einnahmen Fr. 5’484.48 (Kurhaus Fr. 1’000) – Ausgaben Fr. 4’990.–
Betriebsleitung
1902 – 1928 Verwalter Fritz Hauser
1928 – 1956 Verwalter Wolfgang Rhyner
1956 – 1970 Verwalter, Installateur Oswald Rhyner
1971 – 1993 Verwalter Walter Rhyner
1971 – 2008 Betriebleiter Walter Frei
2008 – 2010 Betriebleiter Kurt Süess
Maschinisten
1901 – 1929 Heinrich Schneider
1929 – 1956 Walter Kubli

Dieser Text ist ein Auszug aus «Strom fürs Glarnerland» von August Berlinger, erschienen 2022 und erhältlich im Buchhandel (ISBN 978-3-033-09268-6).

Beiträge in dieser Serie