Neue Namen, Oberrütiacher

Neue Namen
Das Namensgut war und ist einem ständigen Wandel unterworfen: Alte Namen verschwinden, neue entstehen. Vor allem dort, wo ein Gebiet nicht mehr genutzt oder begangen wird, werden Flurnamen vergessen und gehen verloren, ausser sie sind auf einer Landkarte oder auf Katasterplänen verzeichnet und bleiben so erhalten. Neue Namen entstehen dort, wo der Mensch in die Natur verändernd eingreift. Sie beschreiben meistens nicht die Flur, sondern ein Bauwerk oder ein Gebäude.
Der Name Badchopf erinnert an das von etwa 1660 bis 1760 unter diesem Chopf gelegene Mattlauibad. Ds Brämeloch ist nicht ein natürliches Loch, sondern eine ehemalige Schiefer-Abbaustelle, die einem Bräm gehörte. Mit Dammstrass, auch Wuerstrass, ist die Strasse am linken Mühlebachufer gemeint; der Bachlauf wurde nach dem Unwetter von 1910 korrigiert und eingedämmt. Man sagt aber «em Bach na abe». Dr Ferieheimwald liegt beim 1907 erstellten Ferienheim am Gufelstogg. Dr Maschinerai liegt hinter der Weberei Vorderdorf, mit «Maschine» ist die Fabrik gemeint. Im Blattemagazin wurden einst Schieferplatten gelagert, noch früher war es das Sprützehuus der Feuerwehr; heute ist darin eine Zimmerei eingerichtet. Dr Sageplatz, umgangssprachlich «uf dr Sage», erinnert an das zur Weberei gehörende Sägewerk, das dort bis 1974 stand. Heute befindet sich dort die Bushaltestelle. D Suppechuchi ist ein Hausteil an der Allmeind, in dem vermutlich in den Hungerjahren um 1845 Bedürftige verköstigt wurden. D Siidewindi ist ein heute fast vergessener Name für das Gebiet im Nordwesten der Busstation Engi-Vorderdorf. Dort betrieb die Seidenzwirnerei Trümpy Jgr. & Co., Glarus zwischen 1857 und 1875 eine Seidenwinderei.
Auch Vorderdorf und Hinderdorf sind neueren Datums: Sie bezeichneten seit der Eröffnung der Sernftalbahn 1904 die Stationen und ersetzten bald die früheren Gebietsbezeichnungen Hinderbach und Vorderbach, die «hinten» und «vorne» noch genau umgekehrt, aus der Sicht der Siedlung wiedergaben: «Hinter dem Bach», d.h. hinter dem Mülibach, lagen damals die Gebiete, die heute zum Vorderdorf gehören.
Oberrütiacher
Für die alemannischen Zuwanderer war neben der Viehhaltung auch der Getreideanbau eine wichtige Nahrungsgrundlage. Ackerflächen mussten zuerst gerodet werden, so auch der auf der Höfliegg gelegene Oberrütiacher, die Roggerüti im Linde, wo Roggen angesät wurde, und das Gebiet Chorebrand im Wartstalde. Ackernamen findet man vor allem in Siedlungsnähe, so den Bergenacher im Berge, Annelis Acher im Höfli, die Ächerli am Gufel. Die «Äcker» wurden aber nicht konsequent zum Getreideanbau, sondern auch als Hanf- oder Gemüsesaaten genutzt. Weiter oben, im Cholgruebewald, findet man den Aleanzacher; möglicherweise ein gemeinsam, in Allianz genutzter Acker. Am Weg zum Chräuelberg und vielleicht von dort aus bewirtschaftet heisst es I de alte Ächer.
Im Spicher, auf 1120 Metern am Gufelstogg, könnte ein Kornspeicher gestanden haben, die Höhenlage und der nach Süden gerichtete Hang garantierten eine lange Sonneneinstrahlung. Der untere Altmäberg auf 1360 Metern auf den Wisseberge heisst auch Dröschtennberg; hier wurde also Korn gedroschen und in einer Tenne gelagert. Angebaut wurden der Lage entsprechend Roggen, Dinkel (Spelt) und Gerste. Einen Gerstbode findet man in Elm. Wurde auf der Speltegg auf 1400 Metern Dinkel angebaut? Dinkel, eine bei den Alemannen beliebte Getreidesorte, gedeiht bis auf 1400 Meter. Oder wurde hier Unkraut, umgangssprachlich auch Spelt, gemäht und als Streue benutzt? Die späteren Kartoffeläcker und Pflanzplätze heissen auch Saaten oder Rüti.
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